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Gute Trainer im Jugendbereich

Gute und erfolgreiche Kinder- und Jugendarbeit in den Sportvereinen wird in der heutigen Zeit immer schwieriger. Die Kids sind häufig in der Schule mit Unterricht und Hausaufgaben so stark eingebunden, dass das Training in den späten Nachmittagsstunden und häufig erst abends stattfinden kann. Doch diese Zeiten sind heißbegehrt und meistens mit den Erwachsenen-Mannschaften belegt.

Hinzu kommt der „Schwund“ an Kindern durch geburtenschwache Jahrgänge und die Vielzahl an sportlichen Angeboten. Die Zeit der Dominanz einer Sportart in einem Verein ist definitiv vorbei!

Ebenso haben viele Vereine einen Mangel an kompetenten Jugendtrainern. Häufig wird dies durch engagierte Eltern abgefangen, doch sind diese auch ausreichend qualifiziert? Oder werden eigene Trainingserfahrungen aus dem Erwachsenenbereich auf das Kindertraining einfach adaptiert?

Die andere Seite der Medaille können übermotivierte Trainer sein, die aus Kids Bundesliga-Stars machen wollen und ihren eigenen Erfolg über das Wohl und der Entwicklung der Kinder stellen.

Ich hatte ein prägendes Erlebnis bei einem Handball-Turnier der männlichen D-Jugend (10-12 Jahre). Bei solchen Turnieren pfeifen vorwiegend ausgebildete Schiedsrichter des Turnierausrichters. Häufig werden sinvollerweise Jung-Schiedsrichter eingesetzt, die Erfahrungen sammeln dürfen.

Gottseidank pfiff in diesem besagten Spiel ein erfahrener Schiedsrichter, dennoch kommentierte der Trainer der gegnerischen Mannschaft von Anfang an (2×15 min Spielzeit) lautstark jeden Pfiff des Schiedsrichters. Das Traurige an der Situation war, das er dies insbesondere auch bei den Kids auf der Bank tat und sich in keinster Weise um das eigentliche Coaching kümmerte. Tolles Vorbild!

Doch es kam leider noch schlimmer! Bei einem groben Foul eines Spielers von uns (dies sicherlich mehr Unerfahrenheit als Absicht war) blieb der Spieler am Boden und der Trainer rannte auf den Schiedsrichter und beschimpfte ihn „wüst“ ohne sich überhaupt um das verletzte Kind zu kümmern.

Ich habe in meiner sportlichen Laufbahn schon viel erlebt und kann einige negative Reaktionen auch nachvollziehen, insbesondere wenn es um Auf- oder Abstieg geht. Doch in all diesen Situationen kümmerte man sich immer zuerst um den Verletzten, um dann seinen Frust freien Lauf zu lassen, wo auch immer.

Wir wissen nicht, welche „Sicherung“ diesem Trainer durchgebrannt ist, denn selbst der lautstarke Hinweis von außen, er solle sich endlich um den verletzten Jungen kümmern, beachtete er nicht. Gottseidank bekam er für diese Aktion eine „rote Karte“ und musste widerwillig vom Feld.

Der Rest ist schnell erzählt, der Junge musste verletzt vom Feld, konnte danach jedoch weiterspielen. Beide Mannschaften lieferten sich noch einen heißen Kampf, den wir mit einem Tor verloren haben. Das Coaching der gegnerischen Mannschaft übernahm ein Elternteil und die gaben dem Schiedsrichter mit der Hinausstellung des Trainers Recht.

Diese Aktion war dann das Gespräch des Turniers. Und mal ehrlich… würdest du dein Kind so einem Trainer anvertrauen? Dieses Verhalten hat im Sport nichts zu suchen! Ehrgeiz und Engagement ist wichtig und richtig, doch die Vorbildfunktion muss im Vordergrund stehen.

Spielerlebnis vor Spielergebnis

Ebenso sollte in diesem Alter die individuelle sportliche Entwicklung Vorrang haben, auch wenn dies mit einem mannschaftlichen Misserfolg verbunden ist. SpielERLEBNIS vor SpielERGEBNIS!

Daher ist es umso wichtiger Jugendtrainer gut auszubilden und auch dementsprechend einzusetzen. Ein schwieriger Balanceakt. Doch dieser Grundstein könnte bereits in jungen Jahren (ab 15/16) gelegt werden, d.h. talentierte Jugendliche trainieren unter „Aufsicht“ eines guten Trainers jüngere Kinder.

Wichtige Synergie-Effekte entstehen, denn wer anderen etwas erklärt, setzt sich mit der Thematik ganz anders auseinander und lernt selbst dazu. Außerdem bindet man engagierte Jugendliche ganz anders in den Verein mit ein. Und von dem sozialen Engagement, der sich in einem Lebenslauf immer gut verkauft, ganz zu schweigen …

Also ran an die Jugendarbeit.
Mit Vorbild voran!

PS: Artikel von 27.02.2011 überarbeitet und immer noch aktuell…