Bild commov.de | Artikel Halte dein Leben an

Halte dein Leben an

Wir alle haben immer wieder Momente, wo wir an unserem Lebensweg zweifeln, egal ob privat, im Beruf oder im Sport. Wer zwei-felt hat folglich „zwei“ oder mehr Möglichkeiten und Möglichkeiten sind entweder Chancen oder können auch zum Ballast werden.

Wer auf Dauer „verzweifelt“, weil er sich für keinen Weg entschieden kann, der muss sich tagtäglich damit auseinandersetzen und sei es nur unbewusst. Und manchmal wundert man sich, dass man sich krank daheim im Bett wiederfindet. Richtig schwierig wird es dann, wenn jeglicher Antrieb fehlt, seinen Alltag zu bewältigen. Mittlerweile fällt dann sehr schnell das Wort „Burnout“

Zweifel bedingt aus der Vergangenheit

Ich denke, dass dieses Zweifeln besonders die Generation um die 40ig betrifft. Wir kommen häufig aus einem Umfeld, wo wir zwar alles machen durften, doch immer mit erhobenen Zeigefinger, frei nach dem Motto: „Das macht man doch nicht!“ und „Der Indianer kennt keinen Schmerz!“

Rückblickend kann ich für mich feststellen, dass ein wichtiger Bestandteil meiner selbst es war „zu funktionieren“. Die Welt hätte untergehen können, ich hätte wahrscheinlich immer noch überlegt, wie kann ich die Welt retten oder was nehme ich noch schnell mit. Gerade beim Sport hatte diese Einstellung absolute Priorität für mich!

Ich war selten krankt oder verletzt und wenn doch, dann stellte ich mich auch mit Fieber ins Tor oder an die Tischtennis-Platte. „Ich kann doch meine Mannschaft nicht im Stich lassen!“ Diese Einstellung hat mir zwar von vielen Menschen Respekt und Anerkennung gebracht, doch dadurch waren natürlich auch die Erwartungen enorm hoch.

Solange die positive Erlebnisse überwiegen, ist es relativ leicht positiv damit umzugehen, jedoch sobald man seine eigenen sowie die fremden Erwartungen nicht mehr erfüllen kann, wird es ungemütlich. Ebenso, wenn Aufgaben wegfallen! Nicht umsonst fallen viele Sportler nach der Karriere in ein mentales Loch.

Man denkt häufig, dass die Situation von jetzt auf gleich kommt, doch in der Rückschau muss man feststellen, dass es letztendlich ein schleichender Prozess war. Das Leben, der Alltag zeigt einem viele Hinweise, allerdings will man diese Zeichen nicht wahrhaben. Gerade in unserer „Leistungsgesellschaft“ darf man es sich NICHT leisten „nichts leisten zu können“.

Dabei geht es doch vorrangig nur einmal „anzuhalten“ und seinen Weg zu überprüfen, doch dieses Anhalten wird häufig gleich als „nicht zielorientiert“ bewertet. Im Sport ist dies nicht anders: „Weiter, schneller, höher!“ lautet die Devise. Ein „Dazwischen“ gibt es kaum, siehe die Beispiele mit Sven Hannawald, Sebastian Deisler und leider auch Robert Enke.

Auszeit für mehr Motivation & Stärke

Sportler, die sich dessen bewusst wurden, haben STOPP gesagt und sich eine Auszeit genommen. Danach war häufig die Motivation für den Sport größer und der Erfolg umso mehr zum Genießen. Der Umgang mit sich und seinen Ressourcen sollte wohl überlegt sein und es ist definitiv eine Stärke sich mit seinen Schwächen auseinanderzusetzen.

Wie oft tun wir Dinge, die wir nicht wollen, aber machen, um des Friedenswillen und weil es sonst kein anderer tut? Das meinen wir zumindest, wie authentisch ist jeder von uns und lebt seine Träume und Wünsche? Ja, ja, ich weiß, kann ich finanziell nicht, habe ich keine Zeit, passt gerade nicht, macht man nicht, und, und, und …

Diese Sätze sammeln sich und hinterlassen positive wie negative Spuren in unserer Körpersprache, um eines Tages laut STOPP zu sagen. So geht’s nicht mehr weiter! Sind wir dann bereit darauf zu hören oder rennen wir weiter im Hamsterrad?!

Funktionierst du noch oder lebst du schon?