Held oder Loser * Bild Joachim Horn TSV Winkelhaid

Held oder Loser

Held oder Loser * Bild Jochen Horn TSV WinkelhaidSeit Tagen beschäftigt mich nun schon die Aussage, dass Torhüter Helden sein wollen … Was ist ein Held und welches Motiv treibt einen ins Tor? Ein Torwart hat sicherlich eine andere Anforderung als ein Spieler, denn er muss mental absolut fit sein. Und nicht umsonst behauptet Andreas Thiel: Der Torwart sollte der konditionsstärkste Mann/Frau am Platz sein.

Viele verwechseln jedoch diese geistige Kondition mit der physischen Kondition. Aus dieser Erkenntnis heraus sollte ein Torwart anders als ein Spieler trainieren, denn die höchste Herausforderung ist es noch in den letzten Spielminuten den entscheidenden Ball halten zu können. Dafür muss man geistig fit sein!

Und doch gehört zu einem guten Torwart mehr dazu, egal in welcher Sportart. Als Torwart muss man Niederlagen aushalten können, denn du spielst zwar in einer Mannschaft, doch wenn der Ball aufs Tor kommt, stehst DU als Torwart jedes Mal im Fokus.

Hälst du den Ball bist du der Held, lässt du einen vermeintlich haltbaren Schuss ins Tor, bist du der Loser … Dazwischen hast du viel Zeit nachzudenken! Und sei es nur mehrere Sekunden, die eine Ewigkeit dauern können. Will man daher als Torwart wirklich der Held sein?

Sicherlich gibt es Ausnahme-Torhüter, die diese charakterlichen Tendenzen haben, verbunden mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein. Doch bin ich der Meinung, das Held = Selbstbewusstsein nicht alleine ausreicht, um auf Dauer im Tor seine Leistung abrufen zu können.

Was macht demnach einen guten Torhüter aus?

  • Kondition
  • Flexibilität
  • Lernbereitschaft
  • Balance zwischen Anspannung und Entspannung
  • Selbstvertrauen in das eigene Können
  • Positive Selbsteinschätzung
  • Gegneranalyse inkl. Umsetzung
  • Fokussierung auf die nächste Situation
  • Hohe Schmerzgrenze
  • Positives Zusammenspiel mit der Abwehr
  • Und, und, und …

Eigentlich nix neues, denn viele Punkte gelten auch für Spieler! Der Unterschied ist also einfach nur die Aufgabe. Demnach ist es schwierig Aufgaben an Charakteren fest zu machen. Es gibt hervorragende introvertierte und schlechte extrovertierte Torhüter und umgekehrt.

Für mich stellt sich einzig und allein die Frage, wie löst er die Aufgabe TORWART und was ist er bereit dafür zu investieren! Denn es ist schon allein eine mentale Herausforderung im Training im Tor zu stehen und zu warten, wenn der Ball irgendwann mal aufs Tor kommt. Wie viele Torhüter (besonders in den unteren Klassen) langweilen sich dabei?

Oder wieso landet man überhaupt im Tor? Ich war als Kind z.B. genervt, weil wir so eine schlechte Torhüterin im Tor hatten, da habe ich mich selbst rein gestellt. Ich wollte kein Held sein, sondern einfach nur gewinnen! Und rückblickend …

Sicherlich wird das Selbstvertrauen enorm, durch eine gute Leistung im Tor, gesteigert und die Aufmerksamkeit des Torhüters ist nochmals eine andere. Und doch vergessen viele die einsamen Minuten im Tor und vor allem die Auseinandersetzung mit den eigenen Fehlern, die bis zu Selbstzweifeln reichen können.

Wenn du als Torwart einen Fehler machst, hat das Konsequenzen, als Spieler kann das immer noch ausgeglichen werden. Ich glaube daher an andere Motive für das „Torwart-Sein“! Angefangen mit Talent und einer anderen Sicht des Mannschaftssports. Als Torwart denkst du einfach anders …

Du als Torwart willst das Tor verhindern! Als Spieler willst du Tore schießen oder werfen. Schon allein für diese einfache Tatsache braucht man unterschiedliche Charaktere, ob der eine dann noch Held sein will? Ist dann eher eine persönliche charakterliche Ausprägung …

Was treibt dich ins Tor?!