Bild commov.de | Artikel Was tust du für deine mentale Stärke?

Hast Du mentale Stärke?

Jedes Jahr findet im Nürnberger Land der so genannte „Nürnberger Landkreislauf“. Dieser Lauf beinhaltet 10 Etappen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und Längen. Und wird jedes Jahr in einer anderen Region im Nürnberger Land ausgetragen. Und wir waren dabei! Wir? Meine Familie/Verwandtschaft und deren Freunde meinten doch, dass wir alle da mal mitmachen könnten…

Und wie das halt nun mal so ist! Trotz vehementen Verweigerns meinerseits, das ich mitlaufen möchte (weil ich läuferisch nicht trainiert hatte), lief ich die so genannte Königsetappe.

Normalerweise sollte sich jeder ambitionierte Läufer auf seine Strecke vorbereiten! Das bedeutet…

  • Wie ist das Streckenprofil
  • Wie muss ich meine Kraft einteilen
  • Wo kann ich ggf. „Gas geben“
  • Brauche ich unterwegs Verpflegung, wenn ja was
  • Welches Wetter ist voraussichtlich zu erwarten, was für Kleidung brauche ich demzufolge
  • Wo ist der Start, wie komme ich entspannt dort hin
  • Und und und…

Bewusste Vorbereitung auf den Lauf

Ich habe mich in diesem Lauf „bewusst“ mit dem Streckenprofil nicht auseinandergesetzt, da ich wusste es kommen zwei längere Steigungen auf mich zu und egal wie ich es drehe und wende, ich war körperlich nicht darauf vorbereitet! Ergo, habe ich mich wieder einmal mental auf diese neue Situation eingestellt.

Was macht man nun in solch´ einer Situation? Und wie stellt man sich dieser Herausforderung? Vorab habe ich mir überlegt, was sind meine Stärken?

  • Ich laufe gerne Berge und Steigungen
  • Ich kann mich quälen, auch über einen längeren Zeitraum
  • Ich habe Erfahrung in Lauf-Wettkämpfen, d.h. z.B. wenn alle am Start davonrennen, kann ich entspannt mein Tempo laufen und verfalle nicht in Panik, dass ich zu langsam bin
  • Ich kann mich selbst motivieren, wenn es mal nicht so läuft
  • Ich kenne mein Ziel! Einfach „nur“ ankommen, wenn es möglich ist nicht als Letzte …
  • und ich kann kämpfen!

Meine größte Herausforderung am Anfang, war die Auswahl der Kleidung! Es war zwar trocken, jedoch sehr windig und dadurch verdammt kalt. Ich werde nie verstehen, wie man bei so einem Wetter „kurz“ laufen kann… Nach dem Petrus ein Einsehen hatte, wurde zumindest der kalte Wind etwas weniger und um 13:50 Uhr ging es dann von Günthersbühl los.

Wie üblich rennen alle am Start dann erstmal wie verrückt los! Ich verlor sofort den Anschluss, habe mich jedoch wenig davon irritieren lassen, frei nach dem Motto: „Einige werde ich sowieso im Laufe der Strecke überholen …“ Dann ging es sofort den Berg hinunter.

Eine für den Anfang eher unangenehme Situation, da ich bewusst auf das „Aufwärmen“ (Kraft sparen * Grins) verzichtet habe und somit meine Muskeln etwas irritiert waren. Das Feld zog sich sofort auseinander und nach dem „Abstieg“ ging es sofort „serventinenartig“ zum Nuschelberg nach oben.

Ich war – zugegebenermaßen – wenig begeistert davon, denn ich musste sofort in meinem Kopf auf „Berglauf“ umschalten, d.h. Rhythmus finden, Umfeld ausschalten, Fokus auf das Laufen richten, frei nach dem Motto: „Augen zu und durch!“ Oben angekommen und einige Mitläufer überholt, rang ich nach Luft und kontrollierte mit Sorge meinen Puls, doch der war für diese Anstrengung völlig im grünen Bereich! Erste Hürde gepackt und weiter geht’s…

Dann gings durch Nuschelberg durch und ich begann meinen Atem zu kontrollieren, so das ich nicht in den Übersäuerungsbereich kam. Leider hatten hier einige Läufer weniger Glück, denn der eine oder andere Läufer hatte bereits Krämpfe oder ging bereits statt zu laufen. Auch fand ich es sehr spannend, dass insbesondere die Männer, wenn sie nicht mehr konnten, dann gegangen sind, um danach für ein gewisses Stück wieder zu rennen. Auch eine Lauf-Technik!

Nach Nuschelberg ging es also durch Wald und Wiese nach Veldershof. Leider stehen ja bei so einem Lauf nicht tausende Menschen am Wegesrand klatschen und motivieren einen, wie z.B. beim Berlin-Marathon. Ich finde es daher toll, wenn dennoch „wildfremde“ Menschen klatschen und einem aufmunternde Worte zurufen. Dankeschön!

In Veldershof ging es mir dann kurzzeitig nicht so gut, denn die für mich ungewöhnliche Anstrengung machte sich in meinen Beinen bemerkbar. Es zwickte hier, es zwickte dort und eine Steigung stand mir noch bevor. Ich hatte plötzlich Durst auf Cola und das ist ein ungutes Zeichen für Unterzuckerung.

Für gewöhnlich braucht man bei einem Lauf unter eine Stunde keine Verpflegung mitnehmen, aber hier hätte mir ein „Zuckerli“ wohl gut getan. Umso positiver war ich dann überrascht, das es vor der nächsten Steigung einen „Wasser-Stand“ gab. Sprich besser als nix! Also erstmal Wasser über die Birne schütten und dann Wasser beim Laufen trinken. Schon mal probiert?

Einer der ersten Lektionen bei der Vorbereitung für einen Marathon ist, während des Laufens Essen und Trinken zu lernen. Kein leichtes Unterfangen! Viele bleiben bei den Versorgungsstationen stehen, ich kann das nicht, da ich dann meinen Rhythmus unterbreche und mich sehr schwer tue wieder rein zu kommen.

Also letzter „Berg“ vor Simonshofen und dem Ziel. Diese Steigung hatte es in sich: Feldweg, Matsch, Schotter und das Gefühl, dass der Weg kein Ende hatte. Dann hatte ich noch Läufer im Nacken und auch hier hilft mir wieder das „Fokussieren“. Schritt für Schritt setzen, Umgebung ausblenden und den Blick auf das Ziel richten.

Wenn ich alleine unterwegs gewesen wäre, hätte ich mich selber lautstark angefeuert, so habe ich mir in meinen Gedanken selber Mut zugesprochen. Irgendwann kamen wir dann oben an und Simonshofen war erreicht. Ich dachte mir verdammt, wie lange ist es noch? Und ließ zwei Läufer in einem engen Stück vorbei.

Nachdem ein Streckenposten uns aufmunternd zugerufen hat, „Ihr habt es glei gschafft!“, dachte ich mir: „Verdammt, wieso habe ich die zwei vorbeigelassen?“ Also Fokussierung gewechselt, Turbo eingeschaltet und Tempo erhöht, denn das Ziel war wirklich in Sicht. Im Laufschritt mit Endspurt nochmals alles gegeben und nach 6,7km in ca. 39min ins Ziel gekommen.

Von der Platzierung war ich im hinteren Bereich, aber das störte mich nur Rande und meinem persönlichen „Leistungs-Ego“. Was für mich jedoch viel, viel wichtiger war, ist die Tatsache, das ich mir das Rennen, trotz keinerlei Vorbereitung, so eingeteilt habe, das ich gut durchgekommen bin.

Das ich zu jeder Phase des Rennens „MENTAL“ auf der Höhe war und somit rechtzeitig auf Schwächephasen reagieren konnte. Sicherlich mag dies zu großem Teil an meiner sportlichen Erfahrung liegen. Jedoch der Umgang mit diesen „mentalen Up and Downs“ musste ich auch erst lernen!

Diesen Lauf habe ich für mich im Kopf gewonnen und dem Wissen meiner PERSÖNLICHEN STÄRKEN! Sicherlich hat mir hierzu meine gute körperliche Verfassung geholfen, denn wenn die Basis nicht vorhanden ist, kann man auch mental keinen „Blumentopf“ gewinnen.

Und was tust Du für Deine MENTALE STÄRKE?