Bild commov.de | Artikel Willst du nur oder kannst du schon

Wie stark kannst und willst du?

10.000 Stunden benötigt man bekanntlich zur Meisterschaft, dass bedeutet viel Training, Durchhaltevermögen, Talent und Disziplin. Doch zum Erfolg gehört weitaus mehr. Wie stark kannst und willst du?!

Reinhard Pfriem hat ein interessantes Modell „Auf dem Wege zu einer kulturalistischen Unternehmensethik und Unternehmenstheorie“ in der Betriebswirtschaftslehre beschrieben, dass man sehr gut auf den Sport übertragen kann. Hier geht es um die These „Kennen – Können – Wollen – Dürfen“ (*Zitat siehe unten).

Übertragen auf dem Sport bedeuten das:
Kennen:
Ich kenne etwas, kann es jedoch nicht wirklich gut, bin aber motiviert es zu lernen

Können:
Die Tätigkeit habe ich schon mehrmals ausgeführt, ich weiß auch in kritischen Situationen, was ich tue

Wollen:
Das Tun macht mir Spaß und ich bin hoch motiviert, richtig gut zu werden

Dürfen:
In meinem Umfeld darf ich diese Tätigkeit durchführen, erhalte die nötige Unterstützung und das Vertrauen

Die Begriffe und Erläuterungen sind sicherlich einleuchtend, doch gerade im gesamtheitlichen Kontext, erhalten diese eine neue sinnstiftende Bedeutung.

Bekanntlich wird im Mannschaftssport häufig das Training als „Massenveranstaltung“ betrachtet und aus Zeitmangel nur wenig Wert auf individuelle Förderung gelegt. Doch gerade im Kinder- und Jugendbereich sollte man auf die individuellen Stärken und vor allem auf die Motivation des Kindes achten.

Wenn man herausgefordert wird

Wer kennt nicht die Situation, dass man einen Spieler auf eine Position stellt, weil dort bestimmte Eigenschaften erwartet werden, die der Spieler vermeintlich erfüllt. Ob er hierfür eine persönliche Motivation hat, wird selten hinterfragt. Die Folge ist entweder er wächst mit seinen Herausforderungen oder er fühlt sich völlig überfordert.

Um dies jedoch beurteilen zu können, benötigt man das Können. Anhand dieses Könnens kann der Sportler entscheiden, will ich weiter lernen oder mich doch auf etwas Anderes konzentrieren. Wenn für das Wollen die Entscheidung „JA“ fällt, kommt der letztes Schritt „DÜRFEN“. Darf man sein Können & Wollen überhaupt in seinem Umfeld gewinnbringend einsetzen?

Wir kennen alle sicherlich Beispiele im Sport, wo Sportler nach einem Trainerwechsel regelrecht „aufblühen“, weil sie in deren Konzept endlich „DÜRFEN“. Denn Höchstleistung ist immer nur dann möglich, wenn ich als Sportler (sowie Trainerstab) meinen Platz im System gefunden habe, wo ich meine persönlichen Fähigkeiten motiviert einbringen darf.

Es ist daher eine spannende Frage, ob man seine persönlichen Stärken kennt, diese zu einem Können weiterentwickelt, die Motivation hierfür aufbringt und in seinem Umfeld auch kontinuierlich anwendet.

Persönliche Selbsteinschätzung

Erwachsene können ihre Situation sehr wohl einschätzen. Bei Kinder und Jugendlichen liegt es an den Trainern, die Voraussetzungen für die persönliche Selbst-Einschätzung auf Dauer zu schaffen. Dieser differenzierte Blick auf die eigenen Fähigkeiten & Talente sowie der anderen ist der Schlüssel zu sportlicher Höchstleistung.

Wie stark kannst und willst du?

Zitat: Pfriem, Reinhard,
„Vom Sollen zum können Wollen. Auf dem Wege zu einer kulturalistischen Unternehmensethik und Unternehmenstheorie“,
in: Andreas G. Scherer, Moritz Patzer (Hg.), Betriebswirtschaftslehre und Unternehmensethik, Wiesbaden 2008, S. 65