Bild commov.de | Artikel Golf-Tagebuch: Bitte kein Golfturnier mehr

Golf-Tagebuch: Bitte kein Golfturnier mehr

Oooch nee, ich will kein Golfturnier mehr spielen! Ich treffe sowieso nix und Spaß macht mir golfen zurzeit auch nicht. Demzufolge überlegte ich mir ernsthaft, ob ich am 5ten und letzten Turnier der Hilzhofentrophy überhaupt teilnehme. Doch als zweitplatzierte der Gesamtwertung kneift man nicht und Niederlagen gehören zum Sport nun einmal auch dazu.

So trat ich dann am Samstag mit gemischten Gefühlen meine Reise nach Hilzhofen an. Der Rücken tat mir weh und ich hatte zwei Wochen keinen Schläger in der Hand. Keine gute Voraussetzung in ein Turnier zu starten. Doch irgendwie tief in mir drin regte sich erheblicher Widerstand gegen meine Frustration und Mutlosigkeit.

„Mensch, hör auf rumzujammern und spiele einfach Golf!“ Oder wie formulierte es eine Mannschaftskollegin: „Spiele einfach, als gebe es keinen Morgen mehr!“ Da stand ich also auf der Driving Range und beschloss: „Sch… auf gutes Golfen, spiele einfach das, was du kannst und gut ist!“

Boah ey immer, wenn ich auch mal einen Mental Coach brauche, ist keiner da! OK, was war dein bester letzter Schlag, überlegte ich? Der Abschlag auf der 18ten Bahn im Reichswald. Gut, was genau war an dem Schlag gut? Meine Lockerheit! Schön, aber etwas schwierig, wenn man gerade Rücken hat. 🙁

Doch mit über 35 Jahren Wettkampferfahrung, weiß man, dass Schmerzen zuweilen sekundär sind. Also nahm ich den Schläger und haute locker auf dem Ball und siehe da, die Bälle flogen wunderbar. Mit neu gewonnener Gelassenheit startete ich ins Turnier und konzentrierte mich auf mein Spiel.

1. Abschlag links auf dem Fairway und mit Par vom Grün. OK, das sagt schon mal gar nix, denn normalerweise streiche ich vor lauter Begeisterung gleich das nächste Loch. Und? Schlecht gespielt und mit Doppelbogey gerade noch gerettet, ging ich zum nächsten Loch. Ich lamentierte so vor mich hin und spielte mich gleich wieder in eine ungünstige Situation, rettete die Bahn dennoch im Bereich meines Handicaps.

So könnte ich jetzt jedes Loch beschreiben, aber ab der Bahn 4 nach einem weiteren Paar hatte ich begriffen, dass ich heute – wie immer – ganz allein für meine Gedanken verantwortlich bin. Ich kann jetzt mutlos weiterspielen oder endlich meinem eigenen Spiel vertrauen. Ich entschied mich für die mutige Variante!

Statt lamentieren lieber Aufgaben lösen

Ich wusste meine negativen Themen, denn diese hatte ich jeden Tag bildlich vor Augen! Doch da stand auch eine klare Aufgabe an mich! Mein Handicap soll kleiner oder genau 18 sein und ich „stehe zu meinem Wort“! Und genau das zu „meinem Wort stehen“, war der ausschlaggebende Punkt an diesem Turniertag.

Bild commov.de | Artikel Golf-Tagebuch Sei Dein Wort

Ich vertraute meinem Schlag, die Putts fielen, der Waldgott warf den Ball wieder aufs Fairway und schlechte Schläge konnte ich immer wieder durch gute Schläge kompensieren. Wenn es weniger gut lief, pfiff ich fröhlich vor mich hin und gab mir die Aufgabe, spiele dein Handicap oder besser!

Irgendwann war ich im Tunnel und sagte mir – wie in einem Mantra – immer wieder vor mich her: „Fokussiere Dein Ziel und vertraue deinem Schlag!“ Bis auf drei Löchern gelang mir das, inkl. zwei Birdies, hervorragend.

Vertraue dir!

Ja und wenn es einmal läuft, dann läuft es! Doch diesmal gab es einen wichtigen Unterschied. Vorher haderte ich mit mir selbst, doch diesmal stand ich zu meinem Wort! Wie kann ich gutes Golf spielen, wenn ich mir selbst nicht über den Weg traue?!

Diese Lektion musste ich leidvoll, wie jeder andere, am eigenem Leib spüren. Erfolge basieren nicht auf Zufall, sondern einzig und allein auf Trainingsfleiß und Vertrauen in sein eigenes Tun. Und es ist ein erheblicher Unterschied, ob man seinen Fokus auf sein Handicap oder besser richtet oder verzweifelt seinen Score zusammenhalten möchte.

Mein Handicap (alt 20) von 18 habe ich nicht erreicht, es wurden 16,6 daraus. Wahnsinn! Ich freue mich sehr darüber, aber ein Handicap ist letztendlich vergänglich und somit nur eine Bestandaufnahme. Dies ist mir bewusst, dennoch freue ich mich auf das nächste Turnier, denn es ist und bleibt spannend, wie ich mit den neu gewonnenen Erkenntnissen umgehe.

Bleibt also dran, ich werde berichten …

PS: Danke an meine tollen Flightpartner Sonja und Ulli! Und Rücken habe ich heute noch mehr wie gestern. 😉