Herausforderung oder Bedrohung? * Bild www.talentschmiede.info

Herausforderung oder Bedrohung?

Herausforderung oder Bedrohung? * Bild www.talentschmiede.infoFür den einen Sportler ist der Wettkampf eine Herausforderung für den Anderen eine Bedrohung. Wo liegt hier der Unterschied? Ein klassisches Beispiel hierfür ist z.B. die Situation beim Elfmeter.

Psychologisch gesehen ist der Elfmeter für den Schützen eher eine Bedrohung, denn jeder erwartet einen Treffer, denn es hängt ggf. viel davon ab. Für den Torwart dagegen ist diese Situation eher eine Herausforderung, keiner verlangt, dass er den Ball hält, denn seine Chancen stehen – statistisch gesehen – 30:70.

Es ist die gleiche Situation, jedoch die Perspektive und Anforderung ist völlig gegensätzlich. Wann erlebt man demnach eine Situation als Bedrohung / Belastung oder als Herausforderung?

Hierzu gibt es drei Faktoren, anhand deren wir diese Entscheidung treffen:
1.    Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich mein Ziel erreichen kann?
2.    Was ist der Gewinn, wenn ich mein Ziel erreiche?
3.    Was wäre die Konsequenz, wenn ich verliere?

Die Folge daraus wäre, umso realistischer die Erreichung meines Zieles ist und die daraus folgenden positiven Konsequenzen (soziale Anerkennung, materieller Gewinn, usw.), desto mehr wird der Wettkampf als Herausforderung angenommen.

Wenn jedoch der Ausgang des Wettkampfes mit negativen Konsequenzen behaftet ist, wie z.B. Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls, Prestigeverlust, materieller Verlust, usw., so wird die Situation eher als Bedrohung angesehen.

Wenn man die Sportler nach einer Niederlage oder eines Erfolges fragen würde, ob sie den Wettkampf als Herausforderung oder Bedrohung gesehen haben, könnte man sicherlich folgende These in den „Raum stellen“ …
Bedrohung = Niederlage oder Herausforderung = Erfolg

Denn gerade aus dieser individuellen Motiv(ations)-Grundlage heraus muss der Sportler seine Fähigkeiten abrufen. Es geht also immer wieder darum, welche Konsequenzen erwartet der Sportler „bewusst“ und auch „unbewusst“ bei einer Niederlage oder eines Erfolges. Danach beurteilt er die Situation im Wettkampf und handelt!

Wenn man also weiß, das man sein Ziel erreichen kann und alles dafür getan hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass man seine Fähigkeiten „bewusst“ abrufen kann. Wenn jedoch das Ziel zu hoch gesteckt ist oder die Konsequenzen zu „dramatisch“ bei einer Niederlage sind, dann ist es wahrscheinlicher, dass man verkrampft und sein Können nicht abrufen kann.

Nimmst du die Herausforderung an oder verkrampfst du schon?

Quellen:
Artikel aus der vom DOSB herausgegebenen Zeitschrift
„Leistungssport 05/2010“
Autoren: Kuhl, U.; Krug, J. S.; Eichholz, A.
Titel: Alles nur Herausforderung?
Herausforderung und Bedrohung als leistungsbestimmende Faktoren im Spitzensport

PS: Interessantes Buch von Joachim Siegbert Krug und Ulrich Kuhl, „Macht, Leistung, Freundschaft: Motive als Erfolgsfaktoren in Wirtschaft, Politik und Spitzensport“