Golf-Tagebuch: Golf oder Leben

Golf-Tagebuch: Golf oder Leben

Es ist schönstes Wetter, der Boden trocken und eigentlich wären dies die idealen Voraussetzungen für einen schönen Golf-Tag. Doch schon allein die Hinfahrt startet man mit einem mulmigen Gefühl. Kann ich das bereits erworbene Wissen abrufen oder fange ich wieder von vorne an, weil ich längere Zeit nicht zum Üben gekommen bin?

Schleichende Gedanken, die näher am Negativen liegen, schlängeln sich still und leise ins Gehirn und wenn du am Golfplatz bist, haderst du bereits mit dem fehlenden Parkplatz. Unsicher schnappt man sich die Übungsbälle, um auf der Driving Range einige Bälle abzuschlagen.

Um was geht es eigentlich beim Golfen? Auf den Ball einzudreschen, damit er weit fliegt oder der Beginn eines immer präsenten Kampfes mit dem Ball. Wie heißt es so schön im Golfer-Film „Die Legende von Bagger Vance“? Du kannst das Spiel nicht gewinnen nur immer wieder spielen…!

Wieso spiele ich dann überhaupt Golf, abgesehen von der sportlichen Variante? Mit welchem Ziel verfolge ich daher konsequent die Verbesserung meines Golfspiels? Gut als leistungsorientierter Sportler will man besser werden, doch welchen Preis muss hierfür jeder einzelne dafür zahlen?

Durch eine Leseprobe aus dem Buch „Jenseits des Scores“ von Oliver Heuler habe ich eine neue interessante Seite des Golfspiels entdeckt. Es geht nicht immer um Schläge, Punkte und Gewinn, sondern um die Art des eigenen Spiels. Es ist positiver sich immer wieder dem eigentlichen Schlag zu widmen, als den Fokus auf mögliche Konsequenzen seines Spiels zu richten, oder?

Doch gerade diese Fokussierung auf den eigentlichen Schlag macht es uns so schwierig und bekommt fast schon „meditative Inhalte“. Und doch hat es etwas Erleichterndes! Dieser Umgang mit seinem Fokus einzig und allein auf das eigene Spiel, verbunden mit dem Vertrauen in sein eigenes Können, erhöht die Konzentration auf den Schlag.

Golf ist kein Eindreschen auf den Ball, sondern immer wieder die Erinnerung, dass man mit Ruhe, Gelassenheit und Langsamkeit den Schlag „präziser“ ausführen kann. Das Gefühl von Leichtigkeit und Dynamik lassen den Golfball fliegen. Mit dieser spannenden Aufgabe stand ich heute auf dem Golfplatz.

Kein leichtes Unterfangen, denn als Handballer zieht man schon gerne mal die Brechstange hervor. Und doch! Gerade die fokussierten Bälle waren die für mich „optimalen Bälle“. Optimal deswegen, weil es meinem momentanen Leistungsstand entspricht.

Plötzlich war es auch nicht mehr wichtig, was andere von meinem Golfspiel dachten, denn was helfen mir Ausreden, wenn ich den Ball nicht richtig treffe? Und was macht jemand anderes mit meiner Erklärung für einen schlechten Schlag? Nix, weder der Mitspieler noch ich werden dadurch besser.

Mit diesem Denkansatz nahm ich die anderen Spieler ganz anders war und erkannte mich in so manchen Aussagen wieder. Meistens mit Ausreden bzw. Erklärungen über das eigene schlechte Spiel. Ich fühlte mich ertappt und dies hinterließ bei mir ein komisches Gefühl im Bauch.

Vor allem weil diese Art zu Denken sich nicht nur auf den Golfsport bezieht. Ich habe eine Menge talentierte Sportler kennengelernt, die viele Erklärungen und Ausreden für ihre schlechte Leistung hatten, leider sind sie daran „gescheitert“, ohne dies als Herausforderung für sich selbst zu entdecken. Schade…

Nach diesem Tag heute, beginne ich langsam den Sinn des Golfspiels zu erahnen. Wie alles im Leben ist es zur Meisterschaft ein langer Weg, doch ist wirklich die Meisterschaft mein Ziel oder doch der Moment, das man den Golfball mit seinen Mitteln und Möglichkeiten „perfekt geschlagen“ hat?

Was ist dein perfekter Golf-Moment?
Was ist dein perfekter Sport-Moment?

„Jenseits des Scores“
von Oliver Heuler
Gebundene Ausgabe: 170 Seiten
Verlag: Books on Demand (Juli 2002)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3000050961
Preis: 24,95 €