Bild commov.de * Artikel Rücksicht - Weitsicht - Nachsicht

Rücksicht – Weitsicht – Nachsicht

Bild commov.de * Artikel Rücksicht - Weitsicht - NachsichtFür gewöhnlich fahre ich jeden Tag eine bestimmte Strecke nach Nürnberg. Hierzu muss ich mich auf einer kurzen begrenzten Auffahrt auf eine Bundesstraße tagtäglich entscheiden … Normalerweise ist wenig Verkehr oder die anderen Autofahrer denken mit und machen mir mit einem Wechsel auf die zweite Spur Platz zum Auffahren.

Doch so manches Mal muss ich mich entscheiden Gas zu geben und vor dem näher kommenden Auto / LKW rauszufahren oder komplett anzuhalten. Heute entschied ich mich für Gas geben, da in meiner Wahrnehmung der näher kommende LKW noch weit genug entfernt war und ggf. ohne Probleme auf die andere Spur hätte wechseln können.

Die Konsequenz war, dass mir der LKW die Lichthupe gab und mir fast in den Kofferraum gefahren ist. Weniger weil ich langsam war, sondern eher weil ich das Gefühl hatte, dass er erst recht Gas gegeben hat. Zugegebenermaßen regte ich mich darüber auf, weil es in meinen Augen zu keiner Zeit gefährlich hätte werden können. Und doch beschäftigte mich diese Situation den ganzen Vormittag.

Bin ich rücksichtslos? Was wären die Alternativen gewesen?

  • Meine Beschleunigung auf der Auffahrt stoppen und anhalten, dadurch mit 0 km/h direkt auf der Bundesstraße beschleunigen und ggf. andere Autofahrer wiederum ausbremsen
  • Das Auto beschleunigen, auffahren und zügig weiter beschleunigen (habe ich getan)
  • Das Auto beschleunigen, auffahren und zügig weiter beschleunigen und auf die zweite Spur wechseln
  • Das Auto beschleunigen, auffahren, zügig weiter beschleunigen und hoffen, dass der andere Verkehrsteilnehmer meine kurze Auffahrt erkennt und die Spur wechselt

Wie man sieht, gibt es verschiedene Möglichkeiten, letztendlich wäre die „STOPP-Variante“ die einfachste und wahrscheinlich auch sicherste gewesen. Doch so manches Mal entscheiden wir zu schnell oder müssen uns auch schnell entscheiden, so dass ein Abwägen der Möglichkeiten in der Kürze der Zeit gar nicht möglich ist.

Wie hätte ich nun selber, als eben dieser LKW-Fahrer, entschieden? Kommt auf dem Abstand an! Wenn es knapp wäre, hätte ich ehrlicherweise meinen Unmut auch kundgetan, ansonsten wäre ich etwas langsamer gefahren und hätte, wenn möglich die Spur gewechselt, um dem anderen Zeit zu geben auf seine „Spur“ zu kommen.

Letztendlich – wie man es auch dreht und wendet – jeder hat seine Sicht der Dinge. Und doch wünsche ich mir in manchen Situationen mehr Weitsicht und Nachsicht meiner Mitmenschen. Wer nur auf sein Recht pocht und das nicht nur im Straßenverkehr, der verliert auf Dauer die Kommunikation zu seinen Mitmenschen.

Wir alle machen Fehler, umso schöner ist es, wenn einem andere Menschen in dieser Situation hilfreich zur Seite stehen und sei es nur bei einem Spurwechsel. Wem dem so ist, sage ich gerne Sorry und bedanke mich, dass jemand für mich mitgedacht hat. Auf der anderen Seite lächle ich gerne bei einem Sorry zurück und sage „paschd scho“!

Es eskaliert selten in der Situation selbst, sondern man scheitert meistens beim Umgang mit der Konfliktsituation danach. Ein bisschen mitdenken und Weitsicht für andere hat daher noch keinem geschadet, oder?

Let´s look!